Das Rhein-Main-Exegesetreffen trauert um sein langjähriges Mitglied Prof. Dr. Rudolf Mosis, der am 16. August 2025 im Alter von 92 Jahren in Trier verstarb. Prof. Dr. Rudolf Mosis wurde am 16. Januar 1933 in Mannheim geboren. Er wuchs in der Heimat seiner Mutter Josefine in Konstanz–Wollmatingen am Bodensee auf und machte dort 1952 das Abitur. Katholische Theologie studierte er an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Br., von wo er nach drei Semestern an die Gregoriana nach Rom wechselte. Als Alumnus des Collegium Germanicum et Hungaricum studierte er von 1953 bis 1959 Philosophie und Theologie, 1961 wurde er mit der Dissertation „Der Mensch und die Dinge nach Johannes vom Kreuz“ promoviert. 1958 empfing er in Rom die Priesterweihe. Nach der Kaplanszeit war Rudolf Mosis Repetitor für Philosophie am Erzbischöflichen Konvikt in Freiburg. Ab 1967 studierte er Orientalistik und Altes Testament in Tübingen und wechselte nach drei Semestern als Assistent an das Exegetische Seminar der Universität Freiburg zu Prof. Dr. Alfons Deissler. 1972 wurde er dort mit seiner Studie zur Theologie des Chronistischen Geschichtswerks habilitiert. 1973 erhielt Rudolf Mosis den Ruf auf den Lehrstuhl für Altes Testament im Fachbereich Theologie an der Gesamthochschule Eichstätt. Von Sommer 1975 bis Sommer 1977 war er Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, von 1978 bis 1983 war er Präsident der Kirchlichen Gesamthochschule Eichstätt, die 1980 „Katholische Universität“ wurde. Er hat den Aufbau der Universität vorangetrieben und die kirchenrechtliche Einrichtung als „Katholische Universität“ erreicht.
Am 1. März 1986 nahm Rudolf Mosis seinen Dienst am Fachbereich Katholische Theologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz auf. 1987 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. 1991–1993 war er Dekan des Fachbereichs. 1992 erhielt er von Papst Johannes Paul II. den Titel „Päpstlicher Ehrenprälat“ verliehen. Zum Ende des Sommersemesters 1998 wurde Rudolf Mosis als Professor emeritiert.
Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Forschungen von Rudolf Mosis lag im Bereich der Untersuchung frühapokalyptischer Texte des Alten Testaments, insbesondere der Eschatologie der Psalmen. Er legte auch einen Kommentar zum Buch Ezechiel und Studien zur Theologie des Chronistischen Geschichtswerks vor. Weitere Veröffentlichungen befassen sich mit den Schöpfungstexten des Alten Testaments, mit prophetischer Literatur, alttestamentlichen Erzählungen und Fragen des Kanons. Die Hochschullehre lag ihm sehr am Herzen: Er galt als beliebter Lehrer, der in den Studierenden die Begeisterung für die Bibel wecken konnte. Im Bereich der Fort- und Weiterbildung der pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Seelsorgerinnen und Seelsorger war er über die Universität hinaus lehrend tätig. Sachgerechte Auslegung der Heiligen Schrift war für ihn immer eine Verbindung aus wissenschaftlicher Methode und existenzieller Erschließung. Intellektualität und Spiritualität gingen bei ihm eine produktive Verbindung ein.
Das Rhein-Main-Exegesetreffen wird Rudolf Mosis ein ehrendes Angedenken bewahren.
(Aus dem Nachruf der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz)